Das Wirtschaftssystem eines Landes bestimmt maßgeblich die Bedingungen, unter denen Unternehmen agieren und geführt werden. In Deutschland liegt das Fundament in einer kapitalistischen Marktwirtschaft, die durch sozialstaatliche Maßnahmen ergänzt wird – ein Modell, das als soziale Marktwirtschaft bekannt ist.
Im Vergleich zur liberalen Marktwirtschaft, wie sie beispielsweise in den USA oder Großbritannien dominiert, zeichnet sich die soziale Marktwirtschaft durch stärkere staatliche Regulierung und gezielte Maßnahmen zur sozialen Absicherung aus. Ziel dieses Systems ist es, die Vorteile eines freien Marktes mit einem hohen Maß an sozialer Sicherheit zu vereinen.
Durch die Wahl eines Wirtschaftssystem werden grundsätzlich drei Fragen beantwortet:
- Welche Güter und Dienstleistungen sollen produziert werden?
- Wie viele dieser Güter und Dienstleistungen sollen hergestellt werden?
- Wie sollen diese Güter und Dienstleistungen verteilt werden?
Grundsätzlich lassen sich Wirtschaftssysteme in zwei Haupttypen unterteilen: Auf der einen Seite stehen die zentralstaatlich gelenkten Planwirtschaften, wie sie bis 1989 in sozialistisch oder kommunistisch geprägten Ländern verbreitet waren.
Auf der anderen Seite gibt es die dezentral organisierten, privatwirtschaftlich geprägten, kapitalistischen Marktwirtschaften. Seit dem Ende des Kalten Krieges haben sich kapitalistische Wirtschaftssysteme weltweit als dominierende Wirtschaftsordnung durchgesetzt.
Produktionsfaktoren: Die Produktion von Gütern und Dienstleistungen basiert auf der Kombination der drei klassischen Produktionsfaktoren:
- Arbeit (menschliche Arbeitskraft, Wissen und Fähigkeiten),
- Kapital (Realkapital wie Fabriken, Gebäude und Maschinen) sowie
- Boden (natürliche Ressourcen wie Nahrungsmittel und Rohstoffe).
Unternehmen: Unternehmen kombinieren Produktionsfaktoren, um Güter und Dienstleistungen zu produzieren. Diese Produkte oder Leistungen werden entweder Haushalten als Endverbrauchern im sogenannten Business-to-Consumer (B2C)-Bereich oder anderen Unternehmen im Business-to-Business (B2B)-Segment angeboten. Die Organisation von Unternehmen variiert stark – von Einzelpersonen, wie Freiberuflern oder Einzelunternehmern, bis hin zu Großkonzernen mit tausenden Mitarbeitenden.
Haushalte: Haushalte bestehen aus Einzelpersonen oder Gemeinschaften (z. B. Alleinlebende, Familien oder Wohngemeinschaften), die gemeinsam wirtschaftliche Entscheidungen treffen. Haushalte übernehmen in der Wirtschaft zwei zentrale Rollen: Zum einen konsumieren sie Güter und Dienstleistungen, um ihre Bedürfnisse zu decken. Zum anderen stellen sie als Anbieter von Produktionsfaktoren, insbesondere Arbeitskraft, einen wesentlichen Beitrag zu den Produktionsprozessen.
Arbeitsteilung und Spezialisierung: Durch Spezialisierung können sich Unternehmen auf bestimmte Produkte oder Dienstleistungen konzentrieren und diese besonders effizient herstellen. Ein anschauliches Beispiel bietet die Automobilproduktion: Würde eine Einzelperson versuchen, ein Auto und dessen Bauteile vollständig selbst herzustellen, würde dies Jahre dauern. In der modernen Industrie liefern hingegen hunderte spezialisierter Zulieferer die benötigten Teile, oft Just-in-Time, wodurch sich die eigentliche Produktionszeit auf wenige Stunden reduziert. Arbeitsteilung und Spezialisierung ermöglichen die Schaffung einer nie vorher dagewesenen Warenvielfalt. Auch von Arbeitskräften wird spezialisiertes Wissen verlangt. Dies zeigt sich in der Vielfalt an Studiengängen und Ausbildungsberufen, die den Erwerb spezifischer Qualifikationen ermöglichen.
Tausch: Der Tausch ist ein zentraler Bestandteil jeder Wirtschaft. Er erfolgt sowohl zwischen privaten Haushalten als auch in der Interaktion zwischen Haushalten und Unternehmen. In den meisten Fällen werden Güter und Dienstleistungen gegen Geld eingetauscht. Es gibt jedoch auch direkte Tauschformen: Zum Beispiel könnte ein Nachbar beim Rasenmähen helfen, während der andere dafür im Gegenzug die Straße kehrt.
Geldwirtschaft:
- Die Geldwirtschaft bildet das Fundament moderner Wirtschaftssysteme, da Geld drei zentrale Funktionen erfüllt: Es dient als
- Tauschmittel,
- Recheneinheit und
- Wertaufbewahrungsmittel.
Als Tauschmittel ermöglicht es den effizienten Handel von Gütern und Dienstleistungen. Unternehmen erhalten Zahlungen in Geld für ihre Produkte, während Haushalte Einkommen – beispielsweise durch Arbeit oder Sozialleistungen – in Geldform beziehen und dieses für den Erwerb von Gütern und Dienstleistungen verwenden. Dadurch wird Geld zum universellen Medium, das allgemein akzeptiert wird, um den Austausch von Gütern und Dienstleistungen zu erleichtern. Es vereinfacht diesen Prozess erheblich. Ohne Geld wäre man auf direkten Tauschhandel angewiesen, bei dem Waren oder Dienstleistungen unmittelbar gegen andere Güter oder Leistungen eingetauscht werden müssten.
Ein Beispiel: Ein Bauer könnte Gemüse gegen das Brot eines Bäckers tauschen. Dieser Ansatz ist jedoch aufwendig und ineffizient, da ein Tausch nur dann möglich wäre, wenn beide Parteien zur gleichen Zeit das Gut des anderen benötigen.
Preise: Preise werden i. d. R. in Geldeinheiten angezeigt. Sie werden in der Marktwirtschaft nicht zentral durch den Staat vorgegeben, sondern ergeben sich aus dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage auf Märkten.
- Preise funktionieren in diesem System als Signale von Knappheit.
- Sinkende Preise signalisieren, dass ein Gut oder eine Dienstleistung in größerer Menge vorhanden ist als derzeit nachgefragt wird.
- Steigende Preise signalisieren, dass die Nachfrage nach einem Gut oder einer Dienstleistung höher ist als das Angebot.
Märkte: Märkte sind die zentralen Orte, an denen Güter und Dienstleistungen gehandelt werden. Hier bestimmt das Prinzip von Angebot und Nachfrage die Preise und Produktionsmengen – vorausgesetzt, es gibt keine Eingriffe durch den Staat.
Damit ein Markt reibungslos funktioniert, müssen sowohl ein Angebot als auch eine Nachfrage für ein Produkt oder eine Dienstleistung vorhanden sein. Wenn beide im Gleichgewicht sind, spricht man von einem Marktgleichgewicht. In diesem Zustand kaufen Nachfrager genau die Menge, die Anbieter zu einem bestimmten Preis bereitstellen. Allerdings ist dieses Gleichgewicht dynamisch und verändert sich kontinuierlich.
Beispielsweise führen hohe Preise auf einem Markt oft dazu, dass Unternehmen ihre Produktion erhöhen oder in den Markt eintreten. Der Grund: Kurzfristig locken hohe Gewinne. Mit der Ausweitung des Angebots sinken jedoch die Preise, was wiederum Unternehmen dazu veranlassen kann, ihre Produktion zu reduzieren oder den Markt ganz zu verlassen. Dieser fortlaufende Prozess sorgt dafür, dass neue Marktgleichgewichte entstehen.
Die Koordination von Angebot und Nachfrage erfolgt dezentral und basiert auf privatwirtschaftlichen Prinzipien. Das bedeutet, es gibt keine staatlichen Vorgaben, beispielsweise zu Preisen oder Produktionsmengen bestimmter Güter oder Dienstleistungen. Dieser Aspekt bildet einen wesentlichen Unterschied zwischen der Marktwirtschaft und der Planwirtschaft.
Die Märkte werden maßgeblich durch Wettbewerb gesteuert.
Wettbewerb: In der Wirtschaft stehen meist mehrere Unternehmen im Wettbewerb, die ähnliche oder sogar identische Produkte und Dienstleistungen anbieten. Käuferinnen und Käufer können frei entscheiden, welchen Anbieter sie wählen. Ihre Entscheidung wird in der Regel durch Faktoren wie Preis und Qualität beeinflusst. Ähnlich verhält es sich auf dem Arbeitsmarkt: Hier konkurrieren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer um verfügbare Arbeitsplätze, während Unternehmen aus den verfügbaren Fachkräften auswählen. Entscheidende Kriterien bei der Auswahl sind die Qualifikationen, Fähigkeiten und Motivation der Bewerberinnen und Bewerber sowie die Kosten für Arbeitskräfte, insbesondere Löhne und Lohnnebenkosten.
Knappheit:
Knappheit ist ein zentrales Konzept der Volkswirtschaftslehre. Es beschreibt den Grundkonflikt zwischen den unbegrenzten Wünschen der Menschen und den begrenzten Ressourcen an Gütern und Dienstleistungen. Da die verfügbaren Mittel, wie zum Beispiel das monatliche Einkommen, begrenzt sind, stehen Konsument/ innen vor der Herausforderung, Prioritäten zu setzen und zu entscheiden, welche Produkte und Dienstleistungen sie erwerben möchten oder können. Ähnlich verhält es sich bei Unternehmen, die ebenfalls mit eingeschränkten Ressourcen planen und wirtschaften müssen. Ohne die Existenz von Knappheit könnten alle materiellen Wünsche jederzeit und uneingeschränkt erfüllt werden. Eine solche Welt würde jedoch kaum Anreize schaffen, besondere Anstrengungen zu unternehmen, um gewünschte Güter zu erlangen.
Individuelle Eigentumsrechte:
- Die Folge: Umsätze ehemals marktbeherrschender Unternehmen gehen zurück, bis diese schließlich von neuen Produkten, Firmen oder gesamten Branchen verdrängt werden.
Schumpeter (Österreichischer Ökonom) beschreibt diesen Prozess treffend als „kreative Zerstörung“. Ein anschauliches Beispiel sind klassische Mobiltelefone, CD- und DVD-Spieler oder Kameras, die fast vollständig durch das Smartphone ersetzt wurden. Auf der einen Seite profitieren Konsument/innen von diesen Innovationen. Auf der anderen Seite entstehen jedoch soziale Herausforderungen – etwa dann, wenn Unternehmen gezwungen sind, Mitarbeitende zu entlassen, weil ihre Produkte nicht mehr konkurrenzfähig sind. Besonders gravierend wird es, wenn ganze Branchen und Regionen von solchen Transformationen betroffen sind. Aktuell erlebt beispielsweise die deutsche Automobilindustrie massive Umwälzungen durch den Übergang zur Elektromobilität.
Unternehmen wie VW sowie Zulieferer wie Bosch und ZF Friedrichshafen ziehen in diesem Zusammenhang Massenentlassungen in Betracht. Ähnlich steht auch die Zukunft der großen Braunkohleförderzentren im Rheinland und in der Lausitz im Zeichen eines Strukturwandels in der Energieerzeugung . Die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen solcher Prozesse können ganze Regionen über Jahrzehnte prägen – oft auch über Generationen hinweg. Dies zeigen exemplarisch sowohl der Strukturwandel im Ruhrgebiet als auch die Transformation der ehemaligen DDR von einer Planwirtschaft hin zu einer Marktwirtschaft.